„Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen nicht zu gebrauchen“, murmelte sie und setzte den Rotstift an. Auf der linken Seite lagen fein säuberlich die korrigierten Arbeiten, Heft auf Heft, Kante auf Kante. Gerade. Rechts der ebenso exakte Stapel mit den Ergüssen, die sie sich noch antun musste.
Es wurde noch ein ‚befriedigend‘.
Kurz überlegte sie, ob sie noch eines dieser vollkommen überflüssigen Blümchen daneben kleben sollte, die ihr der Rektor in einem Motivationsseminar geschenkt hatte.
Die Kinder seien wie Bienen, die voller Freude Blümchen sammeln würden, hatte er gesagt. „Auch Sie, Fräulein Maier, werden in strahlende Augen schauen, wenn Sie ab und an einmal ein ‚Gut gemacht‘ unter den Aufsatz schreiben.“
Sie nippte an der dünnen Porzellantasse mit dem Blümchenmuster. Den Jasmintee hatte sie nach der alten chinesischen Zeremonie aufgegossen. Das ganze Zimmer roch danach.
Der Tee verbrannte ihr den Mund. Der Schmerz kam so unerwartet, dass sie die Tasse zu schwungvoll auf den Tisch setzte. Er spritzte über den Rand und hinterließ einen grünlich-feuchten Flecken auf dem Papier.
Lisa-Sophie hatte ein Blümchen gewonnen. Verdient hatte sie es nicht.
Gefällt mir gut!
Ein schöner Impuls für meine eigenen Schreibarbeiten!
Vielen Dank und kreative Ideen für Dein Schreiben 🙂