Historische Kriminalpost
Am 21. Februar 1848 verbietet König Louis-Philippe das Bankett zur Reform des Wahlrechts.
Daraufhin gehen die Menschen auf die Straße und protestieren: die Februarrevolution beginnt.
Ein »banquets républicain« umgeht als privates Essen unter Freunden das Verbot von politischen Versammlungen. Es sollte das 71te dieser Art werden, bei dem Liberale und Demokraten, die vehement geforderte Reform des Wahlrechts diskutieren. Das Bürgertum ist enttäuscht von der Politik des Königs, den sie selbst an die Macht gebracht hatten. Durch das Zensuswahlrecht kann der Adel die Gesetzgebung maßgeblich beeinflussen, obwohl das Bürgertum wesentlich stärker in der Gesellschaft vertreten ist und die große Zahl der Arbeiter nicht beteiligt werden. Sie leiden unter der schwierigen sozialen Lage, die sich durch schlechte Ernten verschlimmert.
Das Verbot des Banketts bringt das Fass zum Überlaufen. Bürger, Studenten, Handwerker und Arbeiter gehen auf die Straße und protestieren. Erste Barrikaden werden gebaut.
Die Menge fordert: »Nieder mit Guizot! Es lebe die Reform!«, und baut an den Barrikaden. Am folgenden Tag kommt es zu ersten Zusammenstößen mit der Nationalgarde und mancher Gardist läuft zu den Revolutionären über.
Wer kann den König noch beschützen?
Der König entlässt am Morgen des 23. Februar den ersten (und verhassten) Minister Francois Guizot und hofft auf ein Einlenken des Volkes. Für den Schutz des Königs marschiert das Militär überall in der Stadt auf.
Ein Bataillon verbarrikadiert den Boulevard des Capucines. Abends wollen die Demonstranten die Barrikade einreißen, und es kommt, wie es kommen muss. Die überforderten Soldaten legen an: 35 Tote, 50 Verletzte.
Das Volk von Paris greift zu den Waffen.
Es wird die ganze Nacht gekämpft.
Die Masse der Revolutionäre bricht jeden Widerstand, die Kämpfende überrollen die Soldaten, die die Waffen strecken. Am frühen Morgen des 24. Februar ist Paris in Händen der Revolutionäre.
König Louis-Philippe ernennt eine neue, liberale Regierung, verspricht Reformen. Doch es reicht nicht mehr. Der königliche Palast wird gestürmt, der Thron verbrannt.
Mittags breitet sich die ersehnte Nachricht in Paris aus: »Der König dankt ab …« Louis-Philippe flieht ins Exil nach England, er wird nicht der Letzte sein, der seine Sicherheit auf der Insel sucht.
In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar stellt das Volk eine provisorische Regierung zusammen.
Der liberale Politiker Alphonso de Lamartin ruft es den tausenden Parisern vor dem Hôtel de Ville zu: »Le gouvernment actuel de la France est le gouvernment républicain!«
»Die derzeitige Regierung Frankreichs ist die republikanische Regierung.«
Die Nachricht verbreitet sich über die Grenzen Frankreichs hinaus …
Am 26. Februar, einem Samstag, am Abend erreicht die Nachricht über die Flucht des französischen Königs und die Proklamation der Republik in Paris die badische Stadt Karlsruhe.
In Baden gibt es eine fortschrittliche Verfassung, die Bürger werden durch die Ständeversammlung vertreten. Liberale Abgeordnete planen für den Sonntag eine Versammlung in Mannheim. Bei der 1. Mannheimer Volksversammlung treffen sich über 2500 Bürger, einschließlich einiger Frauen, um die nächsten Schritte zu besprechen. Liberale und Demokraten einigen sich auf eine Petition, die der zweiten Kammer der Ständeversammlung in Karlsruhe überreicht werden sollen.
Die »dringendsten« Forderungen:
Erst am 27. Februar kommen die ersten Nachrichten aus Paris auch in Berlin an.
König und Adel sind bestürzt, eine Niederlage für die Monarchie.
Die Bundesversammlung in Frankfurt erfährt von der Mannheimer Volksversammlung.. Nach einem ersten Erschrecken und dem Ruf nach Militär ziehen sich die Gesandten zur Beratung zurück.
In Karlsruhe verkünden Großherzog und Regierung im kleinen Kreis: Sie wären bereit für Zugeständnisse bei Zensur, Bürgergarde und Geschworenengerichten. Diese Information nimmt den Akteuren in Mannheim den Schwung. Sie verabreden sich zu einer weiteren Versammlung am nächsten Abend.
Bei der 2. Mannheimer Versammlung setzen sich die Demokraten Struve und Hecker durch. Sie werden die Petition der zweiten Kammer in aller Öffentlichkeit übergeben, flankiert von jedem Bürger, der sie begleiten möchte. Ein Menschenauflauf, der nach den Befürchtungen der Liberalen leicht revolutionären Schwung bekommen könnte.
Am 01. März veröffentlicht der Bundestag in Frankfurt einen Aufruf an die Völker aller deutscher Staaten mit der Empfehlung zu Ruhe und Besonnenheit. Sie wünschen Eintracht von Volk und Regierung, Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung und Ruhe. Der geübte deutsche Leser sieht zwischen den Zeilen das »sonst«.
Der Zug aus Mannheim bringt Struve, Hecker und einen Tross an Bürgern nach Karlsruhe. Die euphorische Stimmung schlägt um, als die Mehrheit der zweiten Kammer, Liberale und Konservative, auf die Formalitäten besteht: es wird ein Sonderausschuss gebildet, der immerhin bis morgen ein Ergebnis vorstellen sollen. Und das Volk lässt es geschehen. Einige ziehen zum Schloss, das wohlgeschützt durch Soldaten ist. Der liberale Adam Itzstein kann die Menge beruhigen, man zieht in die Gasthäuser weiter und wartet auf den nächsten Tag. Nachts sorgt das Militär in den Straßen für Ruhe, es gibt keine bemerkenswerte Vorkommnisse.
Der Sonderausschuss stellt am nächsten Tag in Karlsruhe einen Forderungskatalog vor: die Mannheimer Punkte wurden mit eingeschlossen, aber alle Forderungen sind aufgeweicht, abgeschwächt. Sie werden von der zweiten und ersten Kammer verabschiedet und dem Großherzog überreicht. Am Nachmittag wird in den Gasthäusern noch diskutiert, dann gehen alle nach Hause.
Zum Abschluss meldet sich Großherzog Leopold von Baden. Seine wohlüberlegten Sätze stärken der liberal-konservativen Seite den Rücken und setzen gezielte Spitzen gegen die Demokraten.
War das die Revolution?
Hast Du Fragen? War die Länge gut für Dich, möchtest Du zu manchen Punkten mehr wissen? Was soll ich Dir in der nächsten historischen Kriminalpost erzählen?
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Bis zur nächsten Post am 18. des Monats
Viele Grüße
Maria