Historische Kriminalpost

 

 

 

 

 

 

 

 

Die historische Kriminalpost vom März 2025

Der März 1848, 10. März 1856, 26. März 2025 – Aufregung überall

Hallo!

Kurz vor der Leipziger Buchmesse melde ich mich aus dem Zug. Ich bin schon ganz gespannt auf die Tage, und am Sonntag wartet etwas Besonderes auf mich. Doch dazu später mehr.

Im März 1848 bricht in vielen der deutschen Einzelstaaten die Revolution aus. Angestoßen durch die Ereignisse in Paris (siehe auch in der letzten HiKriPo 02/2025) gehen die Menschen wortwörtlich auf die Barrikaden und fordern ihre Rechte ein. Einen kurzen Überblick dazu liest du in dieser Post.

 

Zusätzlich, wie versprochen, die Umstände um den Tod von Polizeipräsident von Hinckeldey, der am 10. März 1856 den Tod herausforderte.

 

Und ich stelle dir das aktuelle Buch von Tanja Kinkel vor: IM WIND DER FREIHEIT, in dem sie den Revolutionsereignissen anhand der Lebensgeschichte von Luise Otto, einer der ersten Frauenrechtlerinnen der damaligen Zeit, folgt.

Die Märzrevolution 1848

Von Paris aus breitet sich der revolutionäre Funken in ganz Europa aus. Von Baden, Frankfurt, Preußen und vielen deutschen Städten bis nach Österreich-Ungarn und Italien treffen sich die Menschen auf der Straße und diskutieren, stellen Forderungen an die absolutistischen Machthaber nach Mitbestimmung, Volksbewaffnung und Aufhebung von Zensur und Repressalien.

In Karlsruhe gibt der Großherzog zuerst nach, in Frankfurt lenkt der deutsche Bund ein. Fürst von Metternich, der verhasste Bekämpfer von liberalen und nationalen Bestrebungen in der Restaurationszeit, flieht aus Wien und die blutigen Barrikadenkämpfe in Berlin zwingen den preußischen König, Friedrich Wilhelm IV. in die Knie.

 

Ende März kehrt verhaltene Ruhe in den deutschen Staaten ein. Das Vorparlament tagt in Frankfurt und legt die Wahlbedingungen für das erste deutsche, nationale Parlament fest. Die allgemeinen, freien Wahlen sind fortschrittlich, lassen aber sowohl die Frauen als auch einen Großteil der armen Bevölkerung außen vor. Strittige Themen, wie z. B. die Frage nach der Regierungsform, ob eine konstitutionelle Monarchie oder gar eine Republik, werden vertagt bis nach den Wahlen des Nationalparlaments Anfang Mai. Dennoch sind gerade die demokratischen Abgeordneten, wie Gustav Struve und Friedrich Hecker, unzufrieden mit den Ergebnissen. Die liberalen Kräfte, die für einen deutschen Kaiser sind, setzen sich mehr und mehr durch, auch weil sie Angst vor den angeblich gefährlichen Demokraten bekommen, und so erstarkt die Reaktion mit der Zeit.

 

Genaueres zu den Ereignissen kannst du in den Briefen vom März und April 2024 noch einmal lesen.

Polizeipräsident von Hinckeldey geht in den Tod

In der Kriminalpost vom Januar habe ich dir vom Polizeipräsidenten Karl von Hinckeldey erzählt (lies es hier), der in den Jahren 1848 bis 1856 die preußische Polizei reformierte, die Schutzmannschaften verstärkte und für Recht und Ordnung in Berlin sorgte (bzw. sorgen ließ).

 

Die Bildung der Kriminalabteilung fällt in seine Zeit, aber auch viele Innovationen wie die Straßensprengung (Reinigung, das Besprengen mit Wasser), eine Berufsfeuerwehr und der Ausbau der Gasbeleuchtung in den Straßen Berlins. Er geht gegen die demokratischen und republikanischen Strömungen ebenso vor wie gegen Glücksspiel und Verstöße des Adels.

Obwohl er hochangesehen beim König ist, führt eben diese Unparteilichkeit in jede Richtung zu seinem Tod. Dem König ist schon des Längeren das Hazardspiel in den Offiziersmessen ein Dorn im Auge. Bei dem Spiel verschulden sich die einzelnen Offiziere dermaßen, das nicht wenige den Freitod wählen. Er befiehlt dem Polizeipräsidenten, dagegen einzuschreiten.

 

Von Hinckeldey veranlasst mehrere Durchsuchungen und schließlich auch die Aushebung des Jockeyclubs, eines illegalen Spielclubs, in dem neben Offizieren auch Männer aus dem hohen Adel und dem Herrenhaus verkehren. Diese Aktion nutzt der junge Rittergutsbesitzer von Rochow auf Plessow, Leutnant a. D. aus, um Beschwerde einzulegen.

 

Es kommt zu Diskussionen zwischen dem Polizeipräsidenten und von Rochow, die Wortwahl wird immer deutlicher, bis der Polizeipräsident keine andere Wahl hat, als von Rochow zum Duell zu fordern. Obwohl von Hinckeldey als oberster Polizeibeamter von dem offiziellen Duellverbot weiß, bleibt ihm in der damaligen Zeit kein Ausweg, wenn er nicht sein Ansehen verlieren will.

 

Oder wie es die Vossische Zeitung am 12. März 1856 schreibt:

»Wenn wir … erwägen, daß Herr von Hinckeldey ein im reifen Lebensalter stehender Mann, daß er Vater von sieben Kindern war und vermöge seiner hohen Stellung den ersten und dringendsten Beruf hatte, das Gesetz zu wahren … so werden wir ganz von selbst zu der Annahme geführt, daß eine schwere Reizung vorhanden gewesen sein muß, die diesen Mann … zu einer Herausforderung auf tödliche Waffen bewegen konnte.«

 

Das Duell

 

Die Duellanten treffen sich am 10. März um 10 Uhr vormittags in der Jungfernheide. Als Geforderter hat von Rochow die Wahl der Waffen, er nimmt die Pistole, denn er ist ein hervorragender Schütze. Von Hinckeldey als dem Beleidigten steht hingegen der erste Schuss zu. Doch er ist alles andere als ein sicherer Schütze und sieht nicht mehr gut. Ein Himmelfahrtskommando also, und es wird kolportiert, dass der Polizeipräsident noch auf der Heide auf eine Botschaft des Königs gewartet hätte, der dieses Duell hätte unterbinden können.

In einem Brief König Friedrich Wilhelm IV. an seinen Minister gesteht er später ein, dass er von dem Duell wusste und gezögert hat, weil

»… Hier war aber eine höchst taktvolle und zarte Prozedur erforderlich, um den bereits verbreiteten Verdacht, ‚Hinckeldey könne kein Pulver riechen‘, nicht unwiderruflich zu etablieren. Das, ich gestehe es offen, hat mich zaghaft gemacht. Nun, Gott hat es so gefügt. Die Sache ist nicht gutzumachen, aber – der Sieg seiner Feinde ist zu mindern.«

So nimmt die Tragödie seinen Lauf. Beim ersten Schuss von Hinckeldey versagt die Pistole, der zweite Schuss aus der neuen Waffe geht daneben. Von Rochow dagegen trifft den Polizeipräsidenten tödlich in die Brust. Er wird für das Duell zu vier Jahren Festungshaft verurteilt, nach einem Jahr bereits begnadigt.

Als Karl von Hinckeldey zu Grabe getragen wird, erweisen ihm neben Prinz Wilhelm 100.000 Berliner die Ehre. Und falls du nach Berlin fährst, am östlichen Ende des Volkspark Jungfernheide, ganz in der Nähe des ehemaligen Duellortes, steht ein steinernes Kreuz zur Erinnerung an den innovativen Polizeipräsidenten.

IM WIND DER FREIHEIT – Tanja Kinkel

Luise Otto (später Peters) ist die erste Herausgeberin einer Frauenzeitung in Sachsen. Sie tritt für die Anerkennung der Frauen in der damaligen männergeprägten Zeit ein. Anhand ihrer Lebensgeschichte erzählt Tanja Kinkel in lebhaften, konfliktreichen und spannenden Szenen die unruhigen Zeiten von März 1848 bis Juni 1849 nach.

 

Luise, die aufgrund eines Erbes finanziell lange versorgt ist und sich einen Namen als Schriftstellerin aufgebaut hat, begegnet immer wieder Susanne, die aus den ärmsten Verhältnissen kommt und in der Revolutionszeit einen gefährlichen Auftrag angenommen hat.

 

Die Geschichte der beiden Frauen ist tief und geschickt mit den revolutionären Ereignissen verwoben. Die bewundernswerte Erzählkunst von Tanja Kinkel ließ mich das Buch fast nicht aus der Hand legen.

 

Wer einen Einblick in die damaligen Ereignisse zur Revolution 1848/49, die Probleme und Lebensumstände bekommen möchte und dazu noch eine spannende Geschichte lesen möchte, dem kann ich IM WIND DER FREIHEIT nur empfehlen.

 

IM WIND DER FREIHEIT von Tanja Kinkel, Hoffmann und Campe, 2025 – [unbezahlte Werbung]

Neues aus dem Autorenleben

12 in 12

Ein Tag aus meinem (Autoren)leben: In meinem Blog 12 in 12 dokumentiere ich den 12. Tag des Monats mit 12 Bildern. Wenn du also wissen möchtest, was am 12. März bei mir los war, schaue gerne vorbei.

Bücherfanten

Falls ich es noch nicht erwähnt habe, ich bin ein Elefanten-Fan. Und so begleiten mich die Bücherfanten in meinem Leseleben. Sie stellen die Bücher vor, die ich gelesen habe. Immer mal wieder auf Instagram, Facebook und auf meiner Webseite. Durch das Portal vorablesen.de habe ich ein Buch über die Geschichte der Kathedrale von Antwerpen und die damalige Zeit bekommen. Dazu wird es bald eine Rezension zu lesen geben.

 

Und der reisende Bücherfant begleitet mich gerade auf der Zugfahrt zur …

 

Leipziger Buchmesse

Ich hab mir schon viele tolle Programmpunkte herausgesucht, möchte einige Lesungen besuchen und mit anderen Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Verlagen, Agenten und Agentinnen ins Gespräch kommen. Der Bücherfant begleitet mich natürlich. Und vielleicht schaffe ich es, jeden Abend ein Tag in 12 Bildern zu veröffentlichen, aber da möchte ich nichts versprechen. Schau auf jeden Fall die nächsten Tage mal auf meine Webseite, Instagram oder Facebook vorbei.

Und am Sonntag wird es spannend für mich: ich darf meinen »Paul«, den historischen Kriminalroman, einem Verlag pitchen, also den Verlag in 10 Minuten neugierig machen auf den Roman, so dass er hoffentlich das Manuskript lesen will. Drückt mir die Daumen. Zusätzlich stelle ich meinen Schreibimpulsratgeberkalender einem anderen Verlag vor und bin gespannt, was sie von dem Konzept halten.

 

Schreibst du schon?

Das führt mich gleich zum nächsten Thema: die nächsten zwei Schreibimpulse aus meinem Adventskalender von 2024:

 

1. Schreibimpuls:

 

WÜSTE

 

Im Buch »Der kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupéry strandet der Erzähler mit seinem kaputten Flugzeug in der Wüste. Dort begegnet er dem kleinen Prinzen.
Welche Geschichte fällt dir bei dem Wort Wüste ein?

 

Weitere Anregungen:
Schließe die Augen und stelle dir vor, du wärst in einer Wüste. Wie fühlt es sich an? Bist du allein? Was siehst du? Ist es eine Eiswüste, eine Steinwüste, eine Sandwüste … Wie bist du dahin gekommen?

 

2. Schreibimpuls:

 

Zitat:

 

»Ich sage es Ihnen gleich: Ich habe einen Spleen, ich bin ein hypochondrischer und ein bisschen nervöser Kauz.«

 

»Freunde fürs Leben« von Monika Rapka aus »dem vogel geht es gar nicht gut«

https://buchshop.bod.de/dem-vogel-geht-es-gar-nicht-gut-marion-faehrmann-9783758347726

 

Wie geht es wohl weiter?

 

Weitere Anregungen:
Was erlebt eine Person, die immer mit dem linken Fuß aufsteht, immer mit dem linken Fuß zuerst über eine Türschwelle geht?

 

Fröhliches Schreiben!

Gerne kannst Du mir erzählen, wie Dir die Impulse gefallen haben, ob sie Dich zu Deinen Geschichten inspiriert haben und was Du in den kommenden Briefen lesen möchtest.

Schreibe mir gerne über mein Kontaktformular, ich freue mich auf Deine Meinung.

Bis zur nächsten Post im April, dann berichte ich auch von der Messe.

 

Viele Grüße

 

Maria

 

PS: Und ganz klamm und heimlich war dies der 1. Geburtstag der historischen Kriminalpost.

Vielen Dank für deine Unterstützung und dass du meinen Newsletter liest.

 

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