Historische Kriminalpost

 

 

 

 

 

 

 

 

Die historische Kriminalpost vom Februar 2025

Revolution liegt in der Luft

Ein »banquets républicain« hat Folgen: die Februarrevolution 1848 in Frankreich

Hallo!

Über die Anfänge der Revolution 1848/49 schreibe ich in dieser historischen Kriminalpost. Dazu gibt es diesmal Rezensionen zu vier Sachbüchern über die Revolution und einen Einblick, was mich gerade umtreibt.

Für die Schreibenden unter Euch endet die Post mit zwei weiteren Schreibimpulsen aus meinem Adventskalender »Schreibst du schon?«.

Februar 1848 in Paris

Ein »banquets républicain« umgeht als privates Essen unter Freunden das Verbot von politischen Versammlungen. Es sollte das 71te dieser Art werden, bei dem Liberale und Demokraten, die vehement geforderte Reform des Wahlrechts diskutieren. Das Bürgertum ist enttäuscht von der Politik des Königs, den sie selbst an die Macht gebracht hatten. Durch das Zensuswahlrecht kann der Adel die Gesetzgebung maßgeblich beeinflussen, obwohl das Bürgertum wesentlich stärker in der Gesellschaft vertreten ist und die große Zahl der Arbeiter nicht beteiligt werden. Sie leiden unter der schwierigen sozialen Lage, die sich durch schlechte Ernten verschlimmert.

Am 21. Februar 1848 verbietet der französische König Louis-Philippe das Bankett zur Reform des Wahlrechts.

Dieses Verbot bringt das Fass zum Überlaufen. Bürger, Studenten, Handwerker und Arbeiter gehen auf die Straße und protestieren. Erste Barrikaden werden gebaut.
Als die überforderten Soldaten auf die Menge schießen und dabei 35 Menschen töten, weitere 50 verletzt werden, greift das Volk von Paris zu den Waffen.

In der Nacht vom 23. Februar 1848 bricht die Masse der Revolutionäre jeden Widerstand, die Kämpfende überrollen die Soldaten, die die Waffen strecken. Am frühen Morgen des 24. Februar ist Paris in Händen der Revolutionäre. König Louis-Philippe ernennt eine neue, liberale Regierung, verspricht Reformen. Doch es reicht nicht mehr. Der königliche Palast wird gestürmt, der Thron verbrannt.

Mittags breitet sich die ersehnte Nachricht in Paris aus: »Der König dankt ab!« Louis-Philippe flieht ins Exil nach England, er wird nicht der Letzte sein, der seine Sicherheit auf der Insel sucht.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar stellt das Volk eine provisorische Regierung zusammen. Der liberale Politiker Alphonso de Lamartin ruft es den tausenden Parisern vor dem Hôtel de Ville zu: »Die derzeitige Regierung Frankreichs ist die republikanische Regierung

Die Nachricht verbreitet sich über die Grenzen Frankreichs hinaus, der Brand ist entfacht.

26. Februar – Großherzogtum Baden

Die Nachricht über die Flucht des französischen Königs und die Proklamation der Republik in Paris erreicht am Samstagabend die badische Stadt Karlsruhe.
In Baden gibt es eine fortschrittliche Verfassung, die Bürger werden durch die Ständeversammlung vertreten. Liberale Abgeordnete planen für den Sonntag eine Versammlung in Mannheim. Bei der 1. Mannheimer Volksversammlung treffen sich über 2500 Bürger, einschließlich einiger Frauen, um die nächsten Schritte zu besprechen. Liberale und Demokraten einigen sich auf eine Petition, die der zweiten Kammer der Ständeversammlung in Karlsruhe überreicht werden sollen.

Die »dringendsten« Forderungen:

  • Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere
  • Unbedingte Pressefreiheit
  • Schwurgerichte nach dem Vorbild Englands
  • Sofortige Herstellung eines deutschen Parlaments; dies ist indirekt der Ruf nach einer Einheit Deutschlands.

Erst am 27. Februar kommen die ersten Nachrichten aus Paris auch in Berlin an.
König und Adel sind bestürzt, eine Niederlage für die Monarchie.

Es soll nicht die letzte schlechte Nachricht sein.

Die Revolution 1848/49

Die Revolution 1848/49 war ein erster Schritt auf dem Weg zu einem einigen Deutschland (damals war das Gebiet von Deutschland ein Fleckenteppich aus Fürsten- und Herzogtümern, Königreichen und Stadtstaaten) und ein wichtiger Schritt für unsere Demokratie. Viele Paragrafen der Paulskirchenverfassung fanden Einzug in das deutsche Grundgesetz. 2023 jährte sich die Revolution zum 175. Mal und wurde mit vielen Veranstaltungen und auch Büchern gewürdigt.

Vier davon möchte ich dir kurz vorstellen. [unbezahlte Werbung]

1. DIE FLAMME DER FREIHEIT – Jörg Bong

Jörg Bong erzählt die Revolutionsereignisse fast im szenischen Stil. Man merkt ihm die Erfahrung als Krimiautor der Kommissar Dupin – Reihe, die in der Bretagne spielt, an. Er ergänzt die historischen Fakten mit unzähligen Anekdoten und kleinen Feinheiten, die das Buch zu einer spannenden Lektüre machen und einen tiefen Einblick in die damalige Zeit und die Verhältnisse bietet. So endet er nach 560 Seiten mit der Niederlage des Heckerszug im April 1848, zwei weitere Bücher führen die Erzählung bis zum Ende der Revolution 1849 fort.

DIE FLAMME DER FREIHEIT – Jörg Bong, Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022

2. FRÜHLING DER REVOLUTION – Christopher Clark

Christopher Clark ist ein hervorragender Historiker, der sich intensiv mit der deutschen und insbesondere der preußischen Geschichte auseinandergesetzt hat. Seine 1168 Seiten mächtiges Werk setzt die Revolution 1848 in einen europäischen Kontext. Denn die Ereignisse im Februar 1848 in Paris lassen die »politischen Unruhen zeitgleich auf dem ganzen Kontinent« (S.9) ausbrechen. So spannt er einen Bogen von der Zeit vor der Revolution über die Ereignisse während der Revolution in den unterschiedlichen Staaten bis zum Eintreten der Gegenrevolution und den teils veränderten Zuständen nach der Revolution. Eine umfassende Analyse der Revolution 1848/49.

FRÜHLING DER REVOLUTION – Christopher Clark, Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2023

3. 1848 – Alexandra Bleyer

»Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution«, mit diesem scheinbaren Widerspruch untertitelt die Historikerin Alexandra Bleyer ihre Chronik der Ereignisse 1848/49. Das Buch liest sich flüssig und gibt einen guten Überblick über die einzelnen Abschnitte der Revolution. Mit der Darstellung von Einzelschicksalen, insbesondere auch von den engagierten Frauen der Revolution, und dem Blick auf den Alltag in »diesen bewegten Zeiten« nimmt sie den Lesenden mit in die revolutionäre Zeit, schlägt am Ende der 336 Seiten aber auch den Bogen bis zur heutigen Zeit: »Angesichts gegenwärtiger Attacken durch Verfechter des autoritären Staates ist es um so wichtiger, sich mit ihrer [= Demokratie] Entstehung zu befassen – mit den Ideen, die ihr [der Demokratie] zugrunde liegen, und mit den Frauen und Männern, die für sie [die Demokratie] eintraten.« (S. 314)

Das ist auch einer meiner Beweggründe, warum ich meinen historischen Kriminalroman in der Zeit von 1850 in Berlin spielen lasse.

1848 – Alexandra Bleyer, Reclam Verlag, Stuttgart 2022

4. 1848 – Rüdiger Hachtmann

Der Historiker Rüdiger Hachtmann hat 1997 (zum 150. Jubiläum) eine umfassende und detaillierte Habilitationsschrift über die revolutionären Ereignisse in Berlin vorgelegt. Zum 175. Jubiläum greift er das Thema wieder auf und beschreibt in kurzen 240 Seiten die Situation in Berlin von den Zeiten des Vormärzes über die Barrikadenkämpfe am 18. März bis zum Ende der Revolution ein Jahr später und den Umgang mit den Errungenschaften im Nachmärz und im Falle des Friedhofes der Märzgefallenen bis zur jetzigen Zeit.

Beide Bücher (das von 1997 mit schlanken 1008 Seiten und das neue) bieten mir einen detaillierten Blick in die damalige Zeit in Berlin und diese Erkenntnisse fließen direkt in meinen historischen Kriminalroman ein.

1848 – Rüdiger Hachtmann, BeBra Verlag, Berlin, 2022

Aktuelles von mir

In der historischen Kriminalpost vom November hatte ich dir einen kurzen Einblick in den Krimi gegeben, den ich gerade schreibe. Vielen Dank an alle, die sich das Buch als Testleser lesen wollen. Ich muss euch da noch etwas vertrösten.

Denn in der Zwischenzeit habe ich zwei Schreibimpulsratgeber/Kalender entworfen und geschrieben und drucken lassen.

Im ersten Band »Schreibst du schon?« geht es unter anderem darum, wie man eine tägliche Routine aufbauen kann und welche Tricks helfen, wenn man vor einem leeren Blatt sitzt. Zusätzlich gibt über 100 Schreibimpulse und einen Kalender, der dir beim täglichen Schreiben hilft. Als Schmankerl am Rande kannst du zwölf Geschichten lesen, die ich mit Hilfe von Schreibimpulsen geschrieben habe.

Im zweiten Band »Schreibst du wieder?« konzentriere ich mich mehr auf die Schreibimpulse und das Kalendarium. So begleiten dich 84 Impulse durch 12 Wochen Schreibzeit.

Beide Bücher gibt es im Moment noch nicht online, aber du kannst sie bei Interesse bei mir bestellen. Auch wenn du eine Leseprobe haben möchtest, melde dich einfach per Mail. Ich gebe dir gerne einen Einblick in meine Bücher.

Die beiden Bücher und meine dritte Kreation: die »ScriboMente« Kapseln (dazu in einer späteren Post mehr) konnte ich auf der 2. Stuttgarter Buchmesse gut verkaufen, was mich sehr gefreut hat.

Aber, du ahnst es vielleicht, mein »Paul«, mein historischer Krimi ist dabei etwas zu kurz gekommen. Ich bin jetzt bei der Hälfte der Überarbeitung und hoffe, bis Ende März damit fertig zu sein.

Denn dann fahre ich, und auch darauf freue ich mich schon arg, zur Leipziger Buchmesse. Vielleicht habe ich im persönlichen Gespräch die Möglichkeit, »Paul« vorzustellen, vielleicht bekomme ich einen Platz beim »Meet & Greet« des Bundesverbands junger Autoren (BVjA), und kann einem Verlag den Roman pitchen.

Auf jeden Fall freue ich mich auf viele bunte Begegnungen und eine eindrucksvolle Zeit.

Und die historischen Kriminalromane, die ich entdecke, stelle ich dir dann in den kommenden Briefen vor 😉

Schreibst du schon?

Diese zwei Impulse sind aus meinem Adventskalender 2024, ein Wort aus dem Buch »Der kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupéry und ein Satz aus der Anthologie »dem Vogel geht es gar nicht gut« von der Schreibgruppe Wortstärke 7, zu der ich gehöre.

Wenn du möchtest, kannst du selbst zur Feder greifen. Und das meine ich (fast) wortwörtlich. Schreibe mit der Hand, setze nicht ab, sondern lass die Worte aus dem Stift auf das Papier fließen. Nimm dir eine bestimmte Zeit vor, bei mir haben sich 20 bis 25 Minuten etabliert, aber es geht auch weniger. Schalte alle Ablenkungen aus und das gilt auch für die inneren Stimmen, die dir vielleicht negative Gedanken zum Schreiben einflüstern wollen. Du kannst das.

Erster Schreibimpuls:

Schreibe einen Text mit diesen Wörtern:

RIESENSCHLANGE – KLUG – MALEN

Das Buch »Der kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupéry beginnt mit einer Geschichte über eine Riesenschlange, die der Erzähler zeichnet. Doch alle sehen nur einen Hut. Denn *Achtung Spoiler* er hat eine Schlange gezeichnet, die einen Elefanten gefressen hatte und diesen nun verdaute.

Welche Geschichte oder auch welches Gedicht wirst du heute schreiben?

Es darf unvollständig sein, ist sicher noch nicht perfekt.

Vielleicht mehr eine Skizze, aber mit jeder Geschichte trainieren wir den Schreibmuskel. Wir spielen mit den Worten und lernen das Handwerk des Schreibens.

Weitere Anregungen:

  • Ist die Schlange alleine? Wie sieht sie aus?
  • Wie bewegt sie sich? Was ist klug an ihr? Wer malt?

Zweiter Schreibimpuls

Zitat:

»Einen derartigen Sturm hatte der Wetterbericht nicht vorhergesagt.«

»Glas« von Ina Jacoby aus der Anthologie »dem vogel geht es gar nicht gut«

https://buchshop.bod.de/dem-vogel-geht-es-gar-nicht-gut-marion-faehrmann-9783758347726

Der ursprüngliche Schreibimpuls hinter dieser Geschichte kommt aus einer Schreibwerkstatt mit Jutta Weber-Bock. Ihr findet diesen und 32 andere Impulse in ihrem Buch »Schreiben im Alltag? – Zeit finden!: Schreibratgeber Libelle – autobiografisches Schreiben« [unbezahlte Werbung]

Weitere Anregungen:

  • Was sagt der Wetterbericht für heute? Sonne, Schnee, Sturm?
  • Wie fühlt sich das Wetter an?
  • »Das hatte der Wetterbericht nicht gesagt …«

 

Fröhliches Schreiben!

Gerne kannst Du mir erzählen, wie Dir die Impulse gefallen haben, ob sie Dich zu Deinen Geschichten inspiriert haben und was Du in den kommenden Briefen lesen möchtest. Schreibe mir einfach über mein Kontaktformular.

In der nächsten Post komme ich zurück auf Polizeipräsident von Hinckeldey (lese dazu die HiKriPo 01/2025) und erzähle weiteres zu den revolutionären Ereignissen in Berlin 1848. Dazu stelle ich dir ein Buch vor, das genau in der Zeit spielt.

Bis zur nächsten Post im März

Viele Grüße

Maria

03-2025-hikripo-Aufregung-Überall März 1848-10.März1856-26.03.2025

01 2025 HiKriPo – Neues von der historischen Kriminalpost

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