Überall in Berlin wartet man gespannt auf Neuigkeiten aus Paris. Wo ausländische Zeitungen ausliegen, reicht man sich das Blatt weiter, reißt es sich gar aus den Händen. Männer müssen auf Stühle oder Tische steigen und vorlesen. Man diskutiert, erläutert, kommentiert und politisiert mit einer Freiheit, als ob die allgegenwärtigen Spitzel und Polizeiinformanten nicht mit in der Menge stehen würden. Noch trifft man sich in Innenräumen, wie der Berliner Zeitungshalle, öffentliche Versammlungen im Freien sind verboten. Ganz offen wird dort über die Barrikaden in Paris gesprochen und gleich noch eine Anleitung für „guten“ Barrikadenbau dazu geliefert.
Derweil macht sich General Radowitz auf den Weg nach Wien.
Österreich ist neben Preußen die beherrschende Macht im deutschen Bund. Staatskanzler Fürst Clemens Wenzel Lothar von Metternich ist der höchste Minister in Wien und der Lenker der Restauration. Er kämpft gegen jegliches Freiheitsdenken und alle Versuche, die bestehende soziale und politische Ordnung ins Wanken zu bringen (System Metternich). Die Karlsbader Beschlüsse von 1819, nach der Ermordung Kotzebue im Bund im Eilverfahren umgesetzt, gehen auf ihn zurück. Sie verbieten die öffentliche schriftliche Meinungsfreiheit und die Burschenschaften. Die Universitäten werden überwacht und ihre liberal und national gesinnten Professoren sollen entlassen werden. Presseerzeugnisse unterliegen der Zensur.
Noch weiß Metternich, weiß Wien nicht, was auf sie zukommt.