Die Versammlung am Sonntagabend im Lyzeum in Mannheim war schon länger geplant, doch die Ereignisse in Paris geben eine ganz neue Tagesordnung vor. Die Aula ist gefüllt, über 2500 Bürger, darunter auch einige Frauen, wollen die Ereignisse diskutieren und eigene Schritte besprechen. Die Redner wechseln sich ab, es ist ein Durcheinander. Die Opposition vereint sich ein letztes Mal, Liberale und Demokraten arbeiten zusammen, wenn auch nur kurz. Das liberale Urgestein Adam Itzstein und der charismatische Demokrat Friedrich Hecker leiten die Versammlung, Redner wie Gustav Struve treten auf.
Am Ende ist es ein Kompromiss auf allen Ebenen. Statt direkt vor das Schloss zu stürmen, eine Gefühl echter Revolution, wird eine Petition überreicht. Überreicht nicht mal an den Großherzog direkt, wie es die Demokraten wollen, nein, es nimmt alles seinen ordentlichen Gang, um die liberalen Nerven zu beruhigen. Die Petition soll in der Zweiten Kammer diskutiert und beschlossen und dann Regierung und Großherzog übergeben werden. Jeglicher revolutionärer Funke scheint im bürokratischen Dickicht erloschen. Und dennoch werden die „Märzforderungen“ , die hier formuliert werden, durch den deutschen Bund gehen und Basis vieler Forderungen in den verschiedenen Königreichen, Herzogtümern und Staaten bilden.
Was fordern sie also?
Petition der Mannheimer Versammlung 27. Februar 1848 – Original
Die dringendsten seien:
„1. Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere.
2. Unbedingte Pressefreiheit.
3. Schwurgerichte nach dem Vorbilde Englands.
4. Sofortige Herstellung eines deutschen Parlaments.“
Damit soll die Macht vom Militär auf das Volk übergehen.
Die freie Meinungsäußerung darf nicht mehr unterdrückt werden.
Das Volk wird mit Geschworenen an der Rechtsprechung beteiligt und ist manch Willkürlichkeit entzogen.
Und der Wunsch nach Einheit, nach einer Nation, einem Deutschland mit einem Parlament und einem Regenten (oder wenn es nach den Demokraten geht auch ohne Regenten) bricht sich Bahn.
Soziale Forderungen wie ein Recht auf Arbeit, gerechte Steuern oder das Recht auf Bildung, die die Demokraten auf einer früheren Versammlung am 12. September 1847 im Gasthaus „Salmen“ in Offenburg formulieren, finden hier noch keinen Raum.