Die Masse der Revolutionäre bricht jeden Widerstand, die kämpfenden Arbeiter, Studenten, Bürger und Gardisten überrollen die Soldaten, die die Waffen strecken. Am frühen Morgen des 24. Februar ist Paris in Händen der Revolutionäre. König Louis-Philippe versucht ein letztes Mal, die Situation zu retten und ernennt eine neue, liberale Regierung, verspricht Reformen. Doch es reicht nicht mehr. Der königliche Palast (Palais des Tuileries) wird gestürmt, der Thron später auf dem Place de la Bastille verbrannt.
Mittags breitet sich die ersehnte Nachricht in Paris aus: „Der König dankt ab …“ und flieht in das Exil nach England.
Ein Ruf, der in die Nachbarländer eilt und dort die Oppositionellen aufrüttelt.
Die Märzrevolution rollt an.
Heinrich Heine kommentiert die bewegenden Tage wie folgt:
Original in der Augsburger Zeitung vom 9. März 1848, Beginn des Beitrags unten rechts
„Pa[r]is, 3. März: Ich habe Ihnen über die Ereignisse der drei großen Februartage noch nicht schreiben können, denn der Kopf war mir ganz betäubt. Beständig Getrommel, Schießen und Marseillaise. Letztere, das unaufhörliche Lied sprengte mir fast das Gehirn und ach! das staatsgefährlichste Gedankengesindel, das ich dort seit Jahren eingekerkert hielt, brach wieder hervor. […] Ich hatte einen guten Platz um der Vorstellung beizuwohnen, ich hatte gleichsam einen Sperrsitz, da die Straße, wo ich mich zufällig befand, von beiden Seiten durch Barrikaden gesperrt wurde. Nur mit knapper Not konnte man mich wieder nach meiner Behausung bringen. Gelegenheit hatte ich hier vollauf das Talent zu bewundern, das die Franzosen bei dem Bau ihrer Barrikaden beurkunden. Jene hohen Bollwerke und Verschanzungen, zu deren Anfertigung die deutsche Gründlichkeit ganze Tage bedürfte, sie werden hier in einigen Minuten improvisiert, sie springen wie durch Zauber aus dem Boden hervor, und man sollte glauben die Erdgeister hätten dabei unsichtbar die Hand im Spiel. Die Franzosen sind das Volk der Geschwindigkeit. […] Ebenso groß wie die Tapferkeit, ich möchte auch sagen ebenso uneigennützig, war die Ehrlichkeit wodurch jene armen Leute in Kittel und Lumpen sich auszeichneten. Ja, ihre Ehrlichkeit war uneigennützig und dadurch verschieden von jener krämerhaften Berechnung, wonach durch ausdauernde Ehrlichkeit mehr Kunden und Gewinn entsteht als durch die Befriedigung diebischer Gelüste, die uns am Ende doch nicht weit fördern: ehrlich währt am längsten. Die Reichen waren nicht wenig darüber erstaunt, daß die armen Hungerleider die während drei Tagen in Paris herrschten, sich doch nie an fremdem Eigentum vergriffen. Die Reichen zitterten für ihre Geldkasten und machten große Augen als nirgends gestohlen wurde. Die Strenge, womit das Volk gegen etwelche Diebe verfuhr, die man auf der Tat ertappte, war manchen sogar nicht ganz recht, und es ward gewissen Leuten beinahe unheimlich zumute als sie vernahmen, daß man Diebe auf der Stelle erschieße. Unter einem solchen Regimente, dachten sie ist man am Ende doch seines Lebens nicht sicher. Zerstört ward vieles von der Volkswut, zumal im Palais Royal und in den Tuilerien, geplündert ward nirgends. Nur Waffen nahm man wo man sie fand, und in jenen königlichen Palästen ward auch dem Volk erlaubt die vorgefundenen Lebensmittel sich zuzueignen. Ein Junge von 15 Jahren, der in unserm Hause wohnt und sich mitgeschlagen, brachte seiner kranken Großmutter einen Topf Konfitüren mit, die er in den Tuilerien eroberte. Der kleine Held hatte nichts davon genascht und brachte den Topf unerbrochen nach Haus. Wie freute er sich, daß die alte Frau die Konfitüren Ludwig Philipps, wie er sie nannte, so äußerst wohlschmeckend fand. Armer Ludwig Philipp! In so hohem Alter wieder zum Wanderstab greifen! Und in das nebelkalte England, wo die Konfitüren des Exils doppelt bitter schmecken!“
In Paris wird derweil eine elf-köpfige, provisorische Regierung zusammengestellt, die sich aus Liberalen, Konservativen, Demokraten, aber nur einem Arbeiter und einem Sozialisten zusammensetzt.
Schnell nimmt das Bürgertum, die Bourgeoisie, das Ruder in die Hand. Forderungen für die Arbeiter, wie ein Recht auf Arbeit, können nur mit vorgehaltener Waffe in das Regierungsprogramm übernommen werden. Teils widersprüchliche Ziele und Meinungen werden die Regierung belasten.