Große Teile der Nationalgarde laufen zu den Demonstrierenden über.
Revolution liegt in der Luft.
Dafür ist Frankreich bekannt. In der französischen Revolution 1789 erhob sich das Volk das erste Mal auf dem europäischen Kontinent gegen die absolutistische Monarchie.
König Ludwig XVI wurde geköpft, es folgte die erste Republik.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit erstrahlten kurz, bis mit Maximilien Robespierre die Terrorherrschaft (la Terreur) einsetzte und Napoleon den Kontinent mit Krieg überzog.
Im Juli 1830 ging das Volk wieder auf die Barrikaden und innerhalb von drei Tagen (Les Trois Glorieuses) wurde Louis-Philippe von Orléans, der Bürgerkönig, auf den Thron gesetzt.
Nun scheint es wieder so weit zu sein; Handwerker, Studenten, Bürger und Arbeiter strömen auf die Straßen, fordern die Entlassung des verhassten Ministers Francois Guizot und, viel wichtiger, eine Wahlreform für eine gerechtere Verteilung der Macht.
Auf den zündenden Funken für die Revolution warten auch die deutschen Exilanten in Paris, wie Heinrich Heine, Gustav Struve, Karl Marx, Emma und Georg Herwegh.
Am frühen Morgen des 23. Februars entlässt König Louis-Philippe seinen ersten Minister Guizot und hofft, so das Volk zufrieden zu stellen. Doch das genügt nicht. Da die Nationalgarde nicht mehr zuverlässig scheint, ist nun das Militär für die Sicherheit des Königs verantwortlich und marschiert auf. Auf dem Boulevard des Capucines blockiert ein Bataillon des 14ten Regiments die Straße, um Francois Guizot zu beschützen. Am Abend wollen Demonstranten die Barrikade niederreißen. Die verunsicherten Soldaten schießen und töten 35 Menschen, weitere 50 werden verletzt.
Die Überlebenden legen die Toten auf die Karren und rufen das Volk von Paris zu den Waffen. Jetzt wird gekämpft, die ganze Nacht durch.